So können die häufigsten Stolperfallen vermieden werden

Die größten Irrtümer beim Energieeinkauf – Teil 1

Rund um den Energieeinkauf kursieren viele Mythen, die zur Bezahlung unnötig hoher Preise führen. Unser BVI-Fördermitglied Hanseatisches Energiekontor hat darum die gängigsten Irrtümer zusammengefasst und gibt Tipps, wie sie vermieden werden können.

  1. „Wir kaufen Strom & Gas zu einem festen Zeitpunkt für mehrere Jahre im Voraus ein.“

Auch heute noch, über 20 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes, decken sich viele Unternehmen zu einem selbst gewählten Stichtag am Terminmarkt auf Jahre hinaus zu festen Preisen mit Strom und Gas ein. Was zunächst sicher und komfortabel erscheint, ist mit der Zeit zu einem riskanten Roulette-Spiel geworden. Der Grund: Die Preise am Terminmarkt schwanken sehr stark. In diesem volatilen Marktumfeld ist es nahezu unmöglich, den „perfekten“ Einkaufszeitpunkt zu treffen. Tatsächlich lassen sich Entscheider – nicht zuletzt durch die kurzen Bindefristen – aber immer wieder zu einer schnellen Entscheidung verleiten.

Tipps für Ihren Energieeinkauf:

Denken Sie auch im Energieeinkauf über neue Beschaffungsansätze nach. Am kurzfristigen Spotmarkt etwa kommen Angebot und Nachfrage in Echtzeit zusammen: Sie zahlen also nur das, was Sie verbrauchen, ganz ohne teure Risikoaufschläge, Mehr- oder Mindermengenregelungen, wie sie am Terminmarkt üblich sind. Auch müssen Sie im Einkauf nicht länger alles auf eine Karte setzen, sondern bleiben jederzeit flexibel. Die preissenkende Wirkung erneuerbarer Energien macht sich am Spotmarkt besonders stark bemerkbar. Selbst negative Strom- und Gaspreise sind mittlerweile keine Seltenheit mehr.

 

  1. „Wir warten, bis die Preise an der Energiebörse wieder fallen und schlagen dann zu.“

Die Preise am Terminmarkt sind nicht nur äußerst volatil, sondern auch über Jahre hinweg stark angestiegen. Da leuchtet es auf den ersten Blick ein, dass viele Energieeinkäufer – von der Angst vor dem „falschen Einkaufszeitpunkt“ getrieben – bis zuletzt auf fallende Preise hoffen und ihre Entscheidung so immer weiter hinauszögern. Die Folge: Häufig kaufen Unternehmen ihre Energie zum „falschen“ Termin und unter Zeitdruck ein, weil sie vergeblich auf sinkende Terminmarktpreise spekuliert haben. Hinzu kommt, dass zum Jahresende die Preise am Terminmarkt erfahrungsgemäß noch weiter ansteigen. Das sorgt nicht nur für gestiegene Energiekosten, sondern auch für Frust bei Einkauf und Geschäftsführung.

Tipps für Ihren Energieeinkauf:

Bewahren Sie Ruhe und lassen Sie sich nicht in die Enge treiben. Wenn Ihr Liefervertrag zum Jahresende ausläuft, kündigen Sie ihn vorsorglich zum Jahresende - das verschafft Ihnen genügend Zeit, die richtige Strategie für Ihr Unternehmen zu finden. Treffen Sie nun eine strategische Entscheidung für die Zukunft. Mit einem direkten Spotmarktzugang zum Beispiel verschaffen Sie sich genügend Zeit, Ihren Energieeinkauf auf gesunde Beine zu stellen.

 

  1. „Wir machen jedes Jahr eine Ausschreibung und kaufen dann beim günstigsten Anbieter.“

Strom oder Gas beschaffen heißt für viele Entscheider in Deutschland vor allem eines: ausschreiben, ausschreiben, ausschreiben. Das erklärte Ziel: Energie möglichst günstig einkaufen, und das am besten gleich für mehrere Jahre im Voraus. Oft aber stellen Geschäftsleitung und Einkauf erst kurz vor Vertragsende fest, dass die Großhandelspreise seit der letzten Verhandlungsrunde stark gestiegen sind. Unter hohem Zeitdruck werden dann potenzielle Lieferanten auserkoren und zum Stichtag um ein „supergünstiges“ Festpreis-Angebot gebeten. Der vermeintlich „beste“ weil billigste Anbieter erhält am Ende den Zuschlag. Durch das teure Preisniveau und die am Terminmarkt üblichen Risikoaufschläge sind die Kosten aber – trotz Ausschreibung – nur noch weiter gestiegen.

Tipps für Ihren Energieeinkauf:

Ausschreibungen sind mit enormem Aufwand verbunden und führen nur selten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Denn ganz egal, wie viele Angebote Sie auch einholen: Die Preise am Terminmarkt schwanken, auch innerhalb kurzer Zeit, so stark, dass Sie wahrscheinlich einen ungünstigen Einkaufszeitpunkt erwischen. Statt Ihre Energie zum Stichtag auf Jahre im Voraus einzukaufen, können Sie Ihre Beschaffung auf mehrere Zeitpunkte verteilen und so „auf Nummer sicher“ gehen. Bei einem Tranchenmodell zum Beispiel wird Ihr Jahresbedarf im Voraus Monat für Monat in gleich großen Teilmengen für Sie eingekauft. So können Sie die Bewegungen an den Terminmärkten zu Ihrem Vorteil nutzen, haben noch vor Lieferbeginn Planungssicherheit und brauchen sich um nichts zu kümmern. Tipp: Einige Anbieter ermöglichen selbst kleineren Unternehmen einen direkten Zugang zur Energiebörse, wie ihn sonst nur Großkonzerne haben.

Weitere Irrtümer werden in Ausgabe 03/2021 des BVI-Magazins aufgeklärt.

Henry Möller

www.hanseatisches.de

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