Fachkräftemangel

Personal in der WEG-Verwaltung: Gute Kräfte halten und neue Kräfte gewinnen

Denn wie beim Schach kommt es für die Gewinnung und die Bindung von Personal auf die Gegebenheiten an: Branche, Größe, Lage, Unternehmensgeschichte, Werte, Unternehmenskultur, Alter der Belegschaft usw. Daraus ergibt sich der beste Zug – oder die beste Zugfolge.

Es gibt jedoch grundlegende Maßnahmen, die sich auch von kleinen und mittleren WEG-Verwaltungen umsetzen lassen. Mit den folgenden Tipps decken Arbeitgeber eine große Bandbreite der Bedürfnisse von Mitarbeitern und Bewerbern ab.

Tipp 1: 50-Euro-Sachbezugsfreigrenze
Zusätzliche finanzielle Leistungen spielen gerade in geringer vergüteten und Teilzeitjobs eine Rolle. Betriebliche Sozialleistungen sind deshalb eine gute Möglichkeit, Mitarbeiter zu binden. Allerdings bleibt gerade bei kleineren Unternehmen die individuelle Auswahl beschränkt, da der Verwaltungsaufwand mit jeder Leistung zunimmt.

Ein effektiver Mittelweg ist die 50-Euro-Sachbezugsfreigrenze. Damit können Arbeitgeber netto wie brutto, anlassbezogen oder dauerhaft, ihre Mitarbeiter unterstützen. Möglich ist das mit Gutscheinen, Geldkarten und zweckgebundenen Geldleistungen. Sinnvoll sind Kartenmodelle: In einem Online-Portal können Mitarbeiter Produkte und Leistungen nach Bedarf auswählen.

Tipp 2: Führung
Gerade in kleineren Unternehmen hängt viel von der Führungsfähigkeit des Vorgesetzten ab. Oft bleibt dabei durch die enge Einbindung in die Organisation Reflexion und die Weiterentwicklung auf der Strecke. Diese kann jedoch zu einer besseren Präsenz und damit zu einem besseren Verhältnis zu den Mitarbeitern führen. So entwickeln sich Motivation und Bindung.

Tipp 3: Mentale Gesundheit
Aktuelle Studien zeigen, dass durch die vergangenen belastenden Jahre die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen zugenommen hat. Vor allem spielen mentale Fragen eine zunehmende Rolle im Zusammenhang von Pandemie, Homeoffice und Familie.

Mit der betrieblichen Gesundheitsförderung und der betrieblichen Krankenversicherung können Arbeitgeber dadurch bedingte Ausfälle geringhalten. Auch lassen sich 
einzelne Angebote der Krankenkassen nutzen. Ein kurzer Check zeigt, ob Fördergelder zur Verfügung stehen: 
bit.ly/3Z3Ai0l.

Tipp 4: Arbeitszeiten
Eine besondere Herausforderung im Wettbewerb am Arbeitsmarkt liegt bei WEG-Verwaltungen in den Arbeitszeiten. Vor allem die Begleitung von Eigentümerversammlungen am Abend kann die Vereinbarkeit von Familie und 
Beruf beeinträchtigen. Aber das bietet auch Argumente 
für flexible Arbeitszeiten in Stellenanzeigen, denn nicht alle Bewerber wünschen einen 9-to-5-Job. Gerade diese 
Gruppen können angesprochen werden.

Tipp 5: Corporate Design
Egal ob Briefbogen, Visitenkarte, Website oder Fahrzeug – ein zeitgemäßer Auftritt in attraktivem Design zeigt potenziellen Bewerbern, dass es sich lohnt, sich genauer mit der ausschreibenden WEG-Verwaltung zu beschäftigen.

Überdies sollte alle paar Jahre der Außenauftritt überprüft werden, um weiterhin eindeutig erkennbar zu sein. Schriftart, Logo, Bildsprache, Farben usw. erhöhen den Wiedererkennungswert für Bewerber – und Kunden.

Tipp 6: Website
Die Website ist der Heimathafen der Kommunikation. Früher oder später landen Bewerber hier, um sich ein Bild ihres potenziellen Arbeitgebers zu machen. Wichtig sind deshalb eine attraktive Bildsprache und eine zielgruppengerechte Sprache.

Der Karrierebereich sollte direkt sichtbar sein, um auf offene Stellen und die Leistungen des Arbeitgebers hinzuweisen. Wichtig ist der sogenannte Call-to-Action – Besucher müssen wissen, was sie auf der Website tun können: sich bewerben, einen Rückruf anfragen oder Unterlagen herunterladen.

Zudem ist die Suchmaschinenoptimierung von Bedeutung. Sie dient dazu, dass die Website bei der Suche auf Google, Bing usw. in den oberen Rängen auftaucht. Deshalb sollte man beim Content-Management unter anderem auf Überschriften und Meta-Daten, interne Verlinkungen mit Ankertexten und die Benennung von Bildern achten.

Tipp 7: Social Media
Über soziale Netzwerke lässt sich mit Bewerbern direkt kommunizieren. Je nach Zielgruppe kommen dabei unterschiedliche Plattformen in Betracht: LinkedIn, Instagram, YouTube usw. Arbeitgeber sollten sich auf die für sie relevanten konzentrieren und dort regelmäßig Inhalte publizieren.

Dabei hilft ein Redaktionsplan mit Themen im Jahresverlauf. Ideen ergeben sich aus den Tätigkeiten und Aufgaben der Mitarbeiter und aus der Branche. Gerade in der WEG-Verwaltung gibt es viele interessante Themen, die sich auf die Arbeit und den privaten Lebensbereich beziehen lassen.

Markenbotschafter transportieren Botschaften eines Unternehmens als Arbeitgeber – analog wie digital. Sie werden zum Gesicht einer Marke. Als Teil des Personalmarketings können sie die gesammelten Themen aufgreifen und anhand ihres eigenen Arbeitsalltags darstellen. Diese regelmäßigen Storys führen zum Beziehungsaufbau zwischen Arbeitgeber und potenziellen Bewerbern, im besten Fall zum Community Building.

Individualisierung ist erforderlich
Die genannten Standards helfen, attraktiv auf Mitarbeiter und Bewerber zu wirken. Es sind einzelne Maßnahmen, die Teil jeden Employer Brandings sind. Allerdings helfen sie nicht, sich wirksam von Wettbewerbern am Arbeitsmarkt abzugrenzen. Deshalb ist die individuelle Ausgestaltung der Instrumente erforderlich. Wichtig ist dabei, die Mitarbeiter einzubeziehen.

Nicolas Scheidtweiler
Employer Branding now

Der passionierte Bergsteiger Nicolas Scheidtweiler ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung Employer Branding now und Experte für die Entwicklung von Arbeitgebermarken bei kleinen und mittleren Unternehmen. Dabei achten sein Team und er auf die praxisnahe Umsetzung. 
Mehr unter: www.employer-branding-now.de

Einen Kommentar schreiben
Kommentieren