Head of Strategic Business Development bei Techem

Interview mit dem PropTech-Experten Alexander Ubach-Utermöhl

BVI-Magazin: Die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft schreitet in großen Schritten voran. Gleichzeitig befinden sich Teile der Tech-Branche eher in einer Konsolidierungsphase. Besteht das Risiko, dass die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft ins Stocken gerät?

Alexander Ubach-Utermöhl: Konsolidierung schätze ich positiv ein. Es braucht Impact, um in dieser Branche etwas zu bewegen, da sind gebündelte Kräfte sinnvoll. Insoweit hilft es, wenn Tech Companies aus der Gründerecke herauskommen und mit breiterer Schulter durch gute Finanzierung, positivem Ertrag oder breiterer Kunden- und Referenzliste auftreten können.

BVI-Magazin: Welche Themen schätzen Sie für das Jahr 2022 als besonders Erfolg versprechend für PropTechs ein?

Alexander Ubach-Utermöhl: Die allgemeine Antwort lautet: alle Lösungen, die dem Auftraggeber unmittelbar im Hier und Jetzt einen signifikanten Mehrwert bieten und auch realistisch umsetzbar sind. Angebote, die diese Kriterien nicht erfüllen, benötigen innovationsfreudige Kunden, die es bisher nur vereinzelt gibt.

Zusätzlich wird natürlich alles an Relevanz gewinnen, was die CO2-Last im Gebäudesektor konkret massiv verringert.

Auch eine Stakeholder-Interaction-Plattform wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, denn die nahtlose, digitale Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien in der Immobilienbranche wird zunehmend wichtiger, beispielsweise getrieben durch die geforderte Transparenz im Rahmen der Energieeffizienz-Richtlinie (EED), dass Mietende ab 2022 monatlich Einsicht in ihren Verbrauch erhalten.

Eine digitale Unterstützung beim Handling der Betreiberpflichten wie bei einer digitalen WEG-Versammlung oder digitales Wärme-, Wasser- und Aufzugsmanagement wird mit Sicherheit auch ein Thema für die kommenden Monate werden.

Da Transparenz über die vorhandenen technischen Gebäudegewerke die notwendige Voraussetzung für die Optimierung ist, werden zunehmend auch die digitale Erfassung der Anlagen und das regelmäßige Messen und Überwachen eine Rolle spielen. Denn so wird es möglich sein, Schlussfolgerungen und Vergleiche zu ziehen und Optimierungen vorzunehmen. Denn am Ende haben wir alle ein gemeinsames Ziel: Eine Treibhausgasneutralität auch im Gebäudesektor bis 2045 zu erreichen.

BVI-Magazin: Sie haben den Branchenverband German PropTech Initiative e. V. (GPTI) mitbegründet und waren mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender. Welches waren die größten Erfolge Ihrer Verbandsarbeit?

Alexander Ubach-Utermöhl: Wir haben der „digitalen Immobilienwirtschaft“ ein Gesicht gegeben und konnten so für die neuen Geschäftsmodelle und Technologien werben. Begonnen hat die GPTI als Initiative für Gründer, die auch maßgeblich an ihren Unternehmen beteiligt waren. Damit wollten wir die Unternehmertypen bündeln und die Innovationskraft sichtbar machen. Inzwischen – mit dem Relaunch in diesem Jahr – sind neben den Top-Entscheidern der Tech Companies auch Corporate-Vertreter herzlich eingeladen, an den neuen Fokusthemen 1 – 6 mitzuarbeiten. Denn die gesamte Branche hat sich weiterentwickelt und die GPTI kann jetzt im Mittelpunkt des Dialoges um neue Themen und als Chance für alle Beteiligten stehen.

BVI-Magazin: Welche Aktivitäten wünschen Sie sich von etablierten Unternehmen in der Immobilienwirtschaft, um die Vernetzung und die Rahmenbedingungen für PropTechs voranzutreiben?

Alexander Ubach-Utermöhl: Die Herausforderungen aber eben auch der Beitrag der Bau- und Immobilienwirtschaft zur CO2-Reduktion sind groß. Daher halte ich es für sinnvoll, dass die etablierten Unternehmen gemeinsam neue Wege gehen und dabei die agilen Tech Companies einbeziehen.

Für Techem heißt das: Wir müssen uns noch sichtbarer machen und ganz klar aufzeigen, dass wir erfolgreicher Entwicklungspartner für neue digitale Lösungen sind. Wir denken in Partnerschaften und Ökosystemen und sind in verschiedenen Co-Creation-Projekten dabei, Lösungen mit etablierten Unternehmen gemeinsam zu entwickeln, um diese dann auch der gesamten Branche zur Verfügung zu stellen. Die etablierten Unternehmen müssen sich dabei darauf einlassen, dass im Vorfeld einer jeden Entwicklung die Ermittlung der Kundenbedürfnisse im Vordergrund stehen. Das ist leichter gesagt als getan, aber entscheidend für den Erfolg.

BVI e. V.
bvi-verwalter.de

Alexander Ubach-Utermöhl

ALEXANDER UBACH-UTERMÖHL
techem.com

Einen Kommentar schreiben
Kommentieren