Wohnungsbrände

Es brennt! – Richtiges Verhalten bei Feuer

Täglich lesen wir in der Presse von Bränden, zu denen die Feuerwehr ausrückt. Nach der Jahresstatistik 2021 der Berliner Feuerwehr sind das allein in der Hauptstadt 6.843 Brände, das heißt im Schnitt rund 20 am Tag. Zu einem nicht unerheblichen Anteil brennt es in Wohnungen, wobei oft Menschen verletzt werden oder sogar den Brandfolgen erliegen.

Dabei sterben die meisten nicht durch das Feuer, sondern durch den Rauch, der entweder die Luft zum Atmen raubt oder sie vergiftet. Untersuchungen haben ergeben, dass Verletzte oder gar Tote vor allem bei Bränden in mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern zu beklagen sind, und solche Brände stellen die Feuerwehren vor Ort vor große Herausforderungen: Oft muss eine erhebliche Zahl der Bewohner entweder mit Fluchthauben vor dem Rauch geschützt über den Treppenraum oder sogar über Fenster mit Leitern gerettet werden.

Mängel im Verhalten bei Feuer

Betrachtet man die Schwere der Brände, muss man leider sehr oft feststellen, dass das Ausmaß der Schäden durch richtiges Verhalten der Bewohner deutlich in Grenzen hätte gehalten werden können. Diese Mängel haben die Fachleute des Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung vom Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und von der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) veranlasst, eine Fachempfehlung für das Verhalten im Brandfall zu entwickeln. Diese ist unter 
bit.ly/3qRqdGZ kostenlos im Internet erhältlich. Was sind die wichtigsten Aussagen? Nun – man muss sich erst einmal darüber im Klaren sein, dass das Verhalten davon abhängig ist, ob es in der eigenen Wohnung im Mehrfamilienhaus oder in einer benachbarten Wohnung brennt.

Brand in der eigenen Wohnung

Brennt es in der eigenen Wohnung, sollte man, wenn es sich nicht um ein kleines, übersichtliches Feuer handelt, das man gefahrlos selbst löschen kann, die Wohnung schnellstens verlassen. Von Vorteil ist es, wenn man die Türschlüssel und das Handy immer griffbereit an der gleichen Stelle hat, denn das sind zwei wichtige Dinge, die einem im Ernstfall helfen. Wenn man es schafft, die Tür zwischen dem Flur und dem Raum, in dem es brennt, zu schließen, kann man bis zum Eintreffen der Feuerwehr den Brand erst einmal etwas daran hindern, sich auszubreiten – das geht bereits mit normalen Türen. Ganz wichtig ist auch, bei der Flucht die Wohnungstür hinter sich zu schließen – dann verhindert man zumindest eine gewisse Zeit, dass Rauch ins Treppenhaus eindringt. Und selbstredend, nachdem man die brennende Wohnung verlassen hat, schnellstens die Feuerwehr alarmieren!

Brand in der Nachbarwohnung

Anders ist es, wenn man in einem Mehrfamilienhaus merkt, dass es in einer benachbarten Wohnung brennt. Da ist erst einmal Ruhe angesagt! Die Wohnungstrennwände in Mehrfamilienhäusern halten mindestens solange einem Feuer stand, bis die Feuerwehr da ist. Die sagt dann, was zu machen ist. Was auf jeden Fall verkehrt ist: über ein verrauchtes Treppenhaus zu fliehen, wenn man nicht selbst in der Wohnung vom Feuer bedroht ist! Wenn das Treppenhaus verraucht ist, gilt es, sich am Fenster bemerkbar machen, bis die Feuerwehr eintrifft. Die gibt dann die entsprechenden Weisungen, was zu tun ist.

Bedeutung für Wohnungsverwaltungen

Jeder Brand in einer Wohnung bedeutet für alle Beteiligten einen erheblichen Schaden, vor allem, wenn dieser sich infolge falschen Verhaltens unnötig ausweitet. Deshalb ist sehr wichtig, die Bewohner über das richtige Verhalten bei Feuer aufzuklären. Ein gelungenes Beispiel lieferte in Berlin die Erste Marzahner Wohnungsgenossenschaft. In Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr entwickelte sie in einem Sonderheft ihrer Mieterzeitung ein wichtiges Nachschlagewerk zum Verhalten bei Feuer. Das Heft basiert im Wesentlichen auf der erwähnten Fachempfehlung von DFV und vfdb und wurde grafisch sehr ansprechend aufbereitet – ein lobenswerter Beitrag, der die Chancen auf richtiges Verhalten im Brandfall deutlich erhöht. Als Verwalter sollten Sie überlegen, ob Sie nicht auch solches Informationsmaterial für die Bewohner bereitstellen.

Vertiefende Informationen im Internet

All diese Hinweise sind nur ein Überblick zum Thema. Wer sich genauer informieren will, sollte sich die Website www.berliner-feuerwehr.de der Berliner Feuerwehr anschauen oder in der erwähnten Fachempfehlung von DFV und vfdb nachschlagen. Eine hervorragende Informationsquelle ist auch die Website www.rauchmelder-lebensretter.de, die unter „Verhalten im Brandfall“ sehr einfach und übersichtlich die richtigen Verhaltensmaßnahmen darstellt, damit die Bewohner der von Ihnen verwalteten Wohneinheiten wissen, was zu tun ist, wenn dann doch einmal der Ernstfall eintritt und es heißt: Es brennt!

Frieder Kircher, Leitender Branddirektor i. R.,
 Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung
frieder.kircher@gmx.de