Interview mit Maya Eberts, Leiterin Digital Marketing bei Fink & Fuchs, Wiesbaden

„Sie können nur gewinnen!“ – Social Media für Hausverwaltungen

Social Media ist eines der Themen, mit dem sich zukunftsfähig aufgestellte Hausverwaltungen strategisch auseinandersetzen sollten. Der BVI hatte deshalb auf dem Deutschen Immobilien-verwalter Kongress am 10. und 11. Mai 2022 zu einem einstündigen Expertentalk über die Möglichkeiten des Marketings mit sozialen Medien für Verwalter geladen. An diesem lebhaften Informations- und Meinungsaustausch über den damit verbundenen Mehrwert war u. a. Maya Eberts beteiligt, Beraterin für Digital-Projekte & Kampagnen der Agentur Fink & Fuchs, Wiesbaden. Sie vermittelte in ihrem Impulsvortrag wichtige Grundlagen und weckte Lust auf ein Engagement in den sozialen Medien. Wir haben sie in einem Interview gebeten, noch einmal ihr Know-how mit uns zu teilen und Tipps für die Praxis zu verraten.

BVI-Magazin: Frau Eberts, rund 73 Millionen Menschen in Deutschland nutzen die sozialen Medien – sei es LinkedIn, Facebook oder YouTube. Ist das nur ein netter Zeitvertreib oder ergibt sich auch ein echter Nutzen und Mehrwert für den Alltag?

Maya Eberts: Social Media ist schon lange kein reiner Zeitvertreib mehr. Unternehmen nutzen die Plattformen, um bewusst auf sich aufmerksam zu machen und für sich zu werben. Denn: Kundengewinnung findet heutzutage online statt. Bevor wir uns für ein Produkt oder eine Dienstleistung entscheiden, lesen wir Online-Bewertungen und Tipps anderer Nutzer. Dabei beeinflussen Suchergebnisse, Online-Berichte, Blogbeiträge, Posts und Kommentare in den sozialen Netzwerken häufig den ersten Eindruck.

BVI-Magazin: Welche Vorteile habe ich als Verwalter von der Präsenz in den sozialen Medien?
Maya Eberts: Da gibt es eine ganze Menge: Sie können einerseits Ihre Bekanntheit steigern und Aufmerksamkeit für bestimmte Themen erzeugen. Andererseits haben Sie die Möglichkeit, Ihr Image zu beeinflussen und langfristig zu verbessern. Mit Ihren Kunden können Sie direkt interagieren und die Kundenbindung stärken, indem Sie Social Media als Kommunikationskanal einsetzen. Zudem können Sie neue Kunden gewinnen und auf kurzem Wege Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Überdies ist Social Media auch zum Recruiting geeignet.

BVI-Magazin: Viele scheuen sich, bei Twitter & Co. aktiv zu werden, auch aus Sorge, einen sogenannten Shitstorm zu erfahren. Wie lässt sich solchen und anderen Risiken sozialer Medien begegnen?

Maya Eberts: Gute Vorbereitung ist alles. Wenn Sie vorab definieren, wie Sie auftreten, beispielsweise mit welcher Tonalität, einen Redaktionsplan erstellen und kontinuierlich Beiträge veröffentlichen, ist das ein wichtiger Schritt. Wenn Sie merken, dass negative Kommentare kommen, bewahren Sie Ruhe. Auf keinen Fall sollten Sie hektisch reagieren oder einen negativen Kommentar direkt löschen. Bleiben Sie aufrichtig und reagieren Sie entsprechend: Klare und ernste Antworten sind ein Garant, dass Sie auch entsprechend wahrgenommen werden.

BVI-Magazin: Angesichts der Vielzahl der medialen Möglichkeiten stellt sich die Frage: Welche Plattform ist die richtige und eignet sich für den Verwalter am besten, um auf sich und seine Leistungen aufmerksam zu machen?

Maya Eberts: Für die wenigsten kleinen und mittleren Unternehmen ist es sinnvoll, alle bekannten sozialen Medien zu nutzen. Jede Social-Media-Plattform hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Deshalb ist es wichtig, die passenden Kanäle für den Start zu finden – je nach Zielgruppe und Art des Produkts oder der Dienstleistung eignen sich andere Plattformen. Dabei ist weniger oft mehr. Wichtig ist, dass Sie dort vertreten sind, wo Ihre Zielgruppe anzutreffen ist. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Plattformen:

BVI-Magazin: Welche technischen Voraussetzungen muss ich als Verwalter erfüllen, wenn ich einen eigenen Kanal betreiben möchte?

Maya Eberts: Es braucht nicht viel: Mit einem Handy oder Computer geht es los. Achten Sie darauf, dass Ihr Gerät auf dem Stand der Technik ist. Dann können Sie kostenlos einen Account auf dem entsprechenden Kanal anlegen. Idealerweise haben Sie schon Bildmaterial. Sonst nutzen Sie eine gute Kamera oder noch einfacher: Ihr Smartphone. Dort können Sie Bilder im Nachhinein auch zuschneiden und bearbeiten. Tipp: Schauen Sie sich Canva an. Über dieses Tool können Sie schnell und unkompliziert grafische Posts erstellen.

BVI-Magazin: Wie gehe ich konkret vor, wenn ich einen eigenen Kanal aufbauen will? Genügt es zum Beispiel, auf andere Beiträge zu reagieren, oder ist es sinnvoller, einen Redaktionsplan zu erstellen?

Maya Eberts: Zuallererst sollten Sie sich Gedanken machen, wen Sie erreichen möchten und was Sie dieser Zielgruppe erzählen können. Je nach Zielgruppe entscheiden Sie dann, auf welchem Kanal Sie starten. Eine Reaktion auf andere Beiträge in Form von Likes und Kommentaren ist wichtig und hilft Ihnen beim Ausbau Ihrer Bekanntheit. Die sozialen Plattformen bieten vielfältige Möglichkeiten, den Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern zu intensivieren und in den Dialog zu treten. Der direkte Kundenkontakt über Social Media ist ein großer Vorteil.

Nur zu reagieren wird allerdings nicht genügen. Schreiben Sie einen Redaktionsplan, der Ihnen hilft, über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu posten. Ihre Zielgruppe nutzt Social Media, um sich zu informieren, auszutauschen und unterhalten zu werden. Daran sollten Sie denken, wenn Sie Ihre Inhalte erstellen. Reine Werbepostings werden dagegen häufig ignoriert. Denken Sie daher an Inhalte wie Expertenmeinungen, Veranstaltungen, Tipps und Tricks bis hin zu Gewinnspielen, Fachbeiträgen und Trends.

BVI-Magazin: Wie oft sollte ich Beiträge ins Netz stellen und wie viel Zeit und Geld muss ich generell in die Pflege meiner Kanäle investieren?

Maya Eberts: Ein gelungener Auftritt braucht Zeit und eine regelmäßige Pflege der Kanäle. Auch wenn diese grundsätzlich kostenlos sind, müssen Sie Zeit und Geld investieren. Zu Beginn sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen:

  • Wie viel Zeit kann ich für soziale Netzwerke aufwenden? Brauche ich gegebenenfalls zusätzliches Personal?
  • Welche Kompetenzen sind vorhanden?
  • Wer ist wofür verantwortlich?

Wenn Sie Antworten auf diese Fragen haben, sollten Sie mit einem oder zwei Kanälen starten. Bürden Sie sich anfangs nicht zu viel auf – nutzen Sie lieber einen Kanal richtig. Dafür braucht es einmalig Zeit, ihn aufzusetzen: Profilbild, Erklärungstexte und auch schon die ersten Beiträge.

Nun müssen Sie regelmäßig Zeit einplanen, um die veröffentlichten Inhalte zu beobachten und eventuell auf Kommentare oder Nachrichten zu antworten. Mit einem Redaktionsplan können Sie die nächsten Wochen und Monate inhaltlich gut vorbereiten und müssen nicht hektisch reagieren. Zudem gewinnen Sie Zeit, um Ihre Community Stück für Stück aufzubauen.

BVI-Magazin: Wer kommt im Unternehmen für die Rolle des Social-Media-Redakteurs in Betracht und welche Kompetenzen sollte dieser mitbringen?

Maya Eberts: Der Social-Media-Redakteur sollte das Unternehmen gut kennen und eine kreative Ader haben; denn es wird erforderlich sein, Dinge auszuprobieren und Inhalte zu erstellen. Nur kurze Texte zu schreiben und Fotos zu schießen genügt nicht. Man sollte auch Spaß haben, sich an Interviews, Quiz oder Umfragen auszuprobieren. Erklärvideos oder Tutorials sowie Live-Video sind dann der nächste Schritt.

Eine gewisse Neugier ist daher wichtig. Wenn etwas schiefgeht oder nicht die gewünschte Resonanz bringt, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Das Großartige an Social Media ist, dass Sie eine riesige Spielwiese haben und viel ausprobieren können. Sie können nur gewinnen!

Maya Eberts
Leiterin Digitales Marketing bei Fink & Fuchs

INFORMATION

Als Spezialist für die Kommunikation von Veränderung und technologischem Wandel ist Fink & Fuchs seit über 30 Jahren der strategische Partner für Unternehmen, Verbände und öffentliche Auftraggeber. Die Kommunikationsagentur beschäftigt in Wiesbaden, München und Berlin 70 Mitarbeiter und zählt zu den zehn am meisten empfohlenen Agenturen in Deutschland (Business Punk, Statista-Ranking 2021). Zu den über 50 Kunden gehören unter anderem der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie (BVHI), Cisco Deutschland, Computacenter, Deutsche Nationalbibliothek, Salesforce und der ZVEI. Weitere Informationen: www.finkfuchs.de

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